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Lektion 1

Das Szenarium

(British Library, CC0, via Wikimedia Commons)

Creation by Michelangelo

Übersicht

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Eine gute Einführung dient unter anderem dazu, das Szenarium zu entwerfen; das bedeutet, den Ort vorzustellen, in dem die Handlung spielen wird. Der Schauplatz der Heilsgeschichte ist die von Gott geschaffene Welt. In dieser Einheit werden wir uns ansehen, was im Buch Genesis in den Kapiteln 1 und 2 über diese Welt ausgesagt wird. In diesen beiden Kapiteln finden sich zwei Schöpfungsberichte: der erste in Genesis 1, 1-2, 3 und der zweite ab 2, 4. Obwohl die beiden Erzählungen unterschiedlich sind, widersprechen sie sich nicht. Jede beschreibt den Akt der Schöpfung aus einer anderen Perspektive. Die erste teilt uns mit, was Gott erschaffen hat, während die zweite sich mehr auf die Frage konzentriert, warum er uns erschaffen hat.

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Lernziele​

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Sie werden diese Lerneinheit erfolgreich abgeschlossen haben, wenn Sie

 

  • mit eigenen Worten beschreiben können, was in Genesis Kapitel 1 und 2 über die Schöpfung ausgesagt wird.

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Der erste Schöpfungsbericht (Gen 1, 1-2, 3)

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Das Buch Genesis beginnt mit einer Erzählung über die Erschaffung der Welt. Obwohl in unseren Übersetzungen nicht immer erkennbar, ist dieser Teil der Bibel in poetischer Sprache verfasst. Deshalb vertreten Exegeten die Ansicht, der Autor habe keine naturwissenschaftliche Erklärung der Ereignisse geben wollen. Die Poesie ist aufgrund ihrer bildhaften Sprache kein geeignetes Mittel, um naturwissenschaftliche Informationen zu übermitteln. Die Diskussion darüber, ob Gott die Welt in buchstäblich sechs Tagen erschuf oder durch einen Evolutionsprozess in Billionen von Jahren, wird daher im Text gar nicht angesprochen. Deshalb werden wir diese Frage auch hier nicht diskutieren.

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Dafür gibt der Verfasser Antwort auf eine andere Frage: Was erschuf Gott? Die Antwort steht schon im ersten Vers: ​ Himmel und Erde. ‚Himmel und Erde‘ ist ein antiker jüdischer Ausdruck für ‚der ganze Kosmos‘. Die Erde ist der Ort, wo wir leben: Land und Meer mit allem, was darauf und darin lebt, Tiere und Pflanzen. Himmel bezeichnet das Firmament – das sichtbare Universum über uns – und alles, was dazugehört wie die Sonne, der Mond und die Sterne. Der Text will also ausdrücken, dass Gott alles, was existiert, erschaffen hat.

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Vers 2 schildert den Zustand der Erde unmittelbar nach ihrer Erschaffung.

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Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist [oder Wind] schwebte über dem Wasser. (Gen 1, 2)

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Die hier beschriebene Situation gleicht dem Chaos während eines Sturms: Es herrscht Dunkelheit, heftige Winde wehen, die Fluten tosen. Unter diesen Bedingungen war die Erde unbewohnbar. Das weitere Kapitel führt dann eher aus, wie Gott dieses Chaos in eine Ordnung überführt, als das es vom Ursprung des Lebens handelt. Als erstes verwandelt Gott das Chaos der Dunkelheit, indem er am ersten Tag das Licht erschafft.

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Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. (Gen 1, 3-5)

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Als nächstes verwandelt er das Chaos der Fluten. Die Erde war unbewohnbar, weil alles voller Wasser war. Gott löst das Problem am zweiten Tag, indem er das Wasser oben von den Wassern unten trennt.

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Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. (Gen 1, 6-8)

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Das hebräische Wort für Firmament kann auch mit Gewölbe übersetzt werden. Es impliziert so etwas wie einen Metallschirm, der das Regenwasser abhält. Das schuf eine atmungsaktive Atmosphäre zwischen dem Wasser oben und dem Wasser unten. Doch noch war das Land überschwemmt und unbewohnbar. Darum befahl Gott am dritten Tag, dass das Wasser unter dem Gewölbe sich sammle, so dass trockenes Land zum Vorschein käme.

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Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. (Gen 1, 9-10)

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In den ersten drei Tagen schuf Gott ​also den Lebensraum und damit die Voraussetzungen, unter denen Leben möglich ist. In den drei folgenden Tagen füllte er diesen Lebensraum mit Leben. Am fünften Tag schuf er die Vögel am Himmel und die Fische im Wasser. Schließlich, am sechsten Tag, erschuf er zunächst die Landtiere und danach den Menschen.

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Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. (Gen 1, 27)

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Mann und Frau sind anders als alle anderen Geschöpfe. Nur wir sind nach dem Bild Gottes erschaffen. Die biblische Erzählung betont, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Gott erschuf den Himmel und die Erde, damit wir darin und mit ihm leben. Gottes Auftrag: ​„Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!” (Gen 1, 28) zeigt unsere Erhabenheit über den Rest der Schöpfung.

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Im Hinblick darauf lehrt der Katechismus:​

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Von allen sichtbaren Geschöpfen ist einzig der Mensch „fähig, seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben“; er ist „auf Erden das einzige Geschöpf ... das Gott um seiner selbst willen gewollt hat“; er allein ist berufen, in Erkenntnis und Liebe am Leben Gottes teilzuhaben. Auf dieses Ziel hin ist er geschaffen worden, und das ist der Hauptgrund für seine Würde. (KKK 356)

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Deshalb war die Erde nach sechs Tagen nicht mehr ungestaltet und leer​; es herrschte auch kein Chaos mehr. Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und er sah, dass es sehr gut war. Am siebten Tag ruhte er.

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Der zweite Schöpfungsbericht (Gen 2, 4-25)

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Im ersten Schöpfungsbericht geht es darum, was Gott erschaffen hat, während der zweite hervorhebt, warum er uns erschaffen hat. Wir erfahren, dass Gott den Menschen zeitlich nach der Erschaffung der Welt bildete, jedoch vor den Pflanzen und Tieren. Gott formte den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies seinen Lebensatem in ihn. Danach legte er einen Garten an und setzte den Menschen in diesen Garten. Im Garten gab es vier Flüsse, von denen uns zwei bekannt sind: Euphrat und Tigris. Gott gab dem Menschen den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu schützen. Auch das folgende Gebot erteilte er ihm:

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Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben. (Gen 2, 16-17)

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Der hebräische Ausdruck mot tamut – übersetzt als ‚du wirst sterben‘ – ist ein gutes Beispiel für eine schwierig zu verstehende Ausdruckweise, die deshalb unter Exegeten unterschiedlich interpretiert wird.​ Da das hebräische Wort für sterben zweimal vorkommt, müsste es wörtlich übersetzt lauten: ‚du wirst den Tod sterben‘ oder ‚durch Tod wirst du sterben‘. Was könnte damit gemeint sein? Eine mögliche Interpretation bezieht dies auf den physischen Tod, doch könnte damit auch der geistige Tod gemeint sein.

 

Diese Deutung ist vereinbar mit unserem christlichen Glauben, bei dem wir zwischen physischem und geistigem Tod unterscheiden. Geistiger Tod bedeutet Trennung von Gott. Schließlich starben Adam und Eva nach dem Sündenfall ja nicht physisch. Aber sie litten unter der Trennung von Gott, weil sie das Gebot Gottes übertreten hatten.

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Warum gab Gott ihnen dieses Gebot? Warum würden sie geistig sterben, sobald sie das Gebot überträten? ​Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir zunächst ein wenig tiefer graben und die Frage beantworten, warum Gott uns erschuf.

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Warum hat Gott uns erschaffen?

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Wenn man einen Roman liest, sollte man nicht mit dem letzten Kapitel beginnen. Gerade das würde die Geschichte zerstören. In unserem Fall allerdings kann das Lesen des letzten Buches der Bibel – die Offenbarung des Johannes – die Erklärung liefern, warum Gott uns erschaffen hat. Was Gott am Ende der Geschichte vollenden wird, offenbart die Absichten, die er von Anfang an hatte.

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Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. [sein Volk: einige Textzeugen: seine Völker] Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. (Off 21 ,1-4)

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Immerhin können wir sagen, dass unsere Geschichte ein Happy End hat​. Es wird keine Tränen mehr geben, weder Not noch Tod.

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Warum hat Gott uns also erschaffen? Weil er unter uns wohnen möchte und wir mit ihm und miteinander in einer unendlichen liebevollen Gemeinschaft leben sollen. Die Bibel benutzt viele Metaphern, um diese Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk zu beschreiben. Das Bild von der Ehe ist wohl das tiefsinnigste von allen. Wie ein Bräutigam seine Braut liebt und sie zu sich nimmt und die beiden eine Familie bilden, so liebt auch Gott uns. Er nimmt uns bei sich auf und macht uns zu einem Teil seiner Familie. Wir (die ganze Menschheit) sind seine Braut.

 

Die Vorstellung von einer Ehe zwischen Gott und uns ist in der ganzen Bibel präsent. Es geht dabei nicht um irgendeine obskure Idee, die zwischen den Zeilen versteckt ist. Bei den Propheten im Alten Testament ist ganz offen davon die Rede:​

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Darum will ich selbst sie verlocken. / Ich werde sie in die Wüste gehen lassen / und ihr zu Herzen reden. Von dort aus werde ich ihr ihre Weinberge wiedergeben. / … Dort wird sie mir antworten / wie in den Tagen ihrer Jugend, / wie am Tag, als sie aus dem Land Ägypten heraufzog. An jenem Tag – Spruch des HERRN – / wirst du zu mir sagen: Mein Mann! / Und du wirst nicht mehr zu mir sagen: Mein Baal … Ich verlobe dich mir auf ewig; / ich verlobe dich mir um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, / von Liebe und Erbarmen, ich verlobe dich mir / um den Brautpreis der Treue: / Dann wirst du den HERRN erkennen. (Hos 2, 16-22)

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Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, / HERR der Heerscharen ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, / Gott der ganzen Erde wird er genannt. (Jes 54, 5)

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Auch in den Evangelien kommt das Bild des Bräutigams vor:

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Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten. (Mt 9, 14-15)

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Und im letzten Buch der Bibel taucht es ebenfalls auf:​

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Halleluja! / Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, / der Herrscher über die ganze Schöpfung. Wir wollen uns freuen und jubeln / und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes / und seine Frau hat sich bereit gemacht. (Off 19, 6-7)

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Gott hat uns erschaffen, damit wir mit ihm und mit Anderen in einer großen Familie leben können. Die Bibel ist die größte Liebesgeschichte aller Zeiten!

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Der siebte Tag

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Wenn wir Gottes Absicht kennen, die hinter der Erschaffung der Welt steht, können wir auch die Bedeutung des siebten Schöpfungstages verstehen, von dem am Ende des ersten Schöpfungsberichts die Rede ist.

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Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte. (Gen 2, 2-3)

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War Gott müde? Musste er sich wirklich ausruhen? Natürlich nicht! Gott ist Gott! Er machte Adam und Eva – und durch sie allen Menschen – das Angebot, Teil seiner Familie zu werden, indem er einen Bund mit ihnen schloss. Das will der Verfasser des Buches Genesis ausdrücken, allerdings ist seine Sprache für uns schwer verständlich. In der antiken Welt schloss man einen Bund, indem man einen Eid schwor. Der Urtext des Buches Genesis wurde auf Hebräisch verfasst, und im Hebräischen ist das Wort 'einen Eid schwören' mit dem Zahlwort 'sieben' verwandt. 'Einen Eid schören' bedeutete also ursprünglich ‚sich selbst versiebenfachen'.

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Da ein Bund durch den Schwur eines Eides, d. h. durch „Versiebenfachung“ geschlossen wird, lässt sich vermuten, dass Gott im Akt der Schöpfung bewusst einen Bund mit dem Kosmos geschlossen hat auf „versiebenfachte“ Weise. Auf jeden Fall ist es  bezeichnend, dass der Sabbat von den Juden als der Tag verstanden wurde, an dem sie des Bundes Gottes mit ihnen und mit der Schöpfung „gedenken“ sollten. Sie taten es durch Gebet und Gottesdienst, um so den Bundeseid zu erneuern, durch den sie zu Gottes heiliger Familie geworden waren. (Hahn, Scott, Gottes Bundestreue: Ein Vater, der seine Versprechen hält, Christiana-Verlag, 2004, 56.)

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Gott erschuf Adam und Eva am sechsten Tag – demselben Tag, an dem er auch die Tiere erschuf. So wurden die Menschen zwar am selben Tag wie die Tiere erschaffen, aber Gott lud sie ein, einen Bund mit ihm einzugehen, d. h. mit ihm zusammen in den siebten Tag einzutreten und auf diese Weise ein Teil seiner Familie zu werden.

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Auch uns bietet Gott seinen Bund an, weil er uns in seine Familie aufnehmen möchte. Gott respektiert dabei unsere Entscheidung. Wir können beim sechsten Tag stehenbleiben – zusammen mit den Tieren – und leben wie sie. Die Zahl Sechs dient in der ganzen Bibel dazu, die Abkehr von Gott zu umschreiben. Goliath war sechs Ellen hoch (vgl. 1 Sam 17, 4), Nebukadnezzar machte von sich selbst eine 60 Ellen hohe und sechs Ellen breite Statue (vgl. Dan 3, 1). Der Zahlenwert des Namens des Tieres, von dem in Offenbarung 13, 18 die Rede ist, lautet 666. Diese Deutung des siebten Tages wird gestützt durch eine kuriose Begebenheit im Leben des Nebukadnezzar, von der wir in Daniel 4 lesen. Wegen seiner Überheblichkeit wurde er von Gott bestraft; er wurde ein Tier.

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Als er nämlich zwölf Monate später auf dem königlichen Palast zu Babel spazieren ging, sagte der König: Ist das nicht das großartige Babel, das ich durch meine gewaltige Macht als Königsstadt erbaut habe, zum Ruhm meiner Herrlichkeit? Noch war das Wort im Mund des Königs, da fiel eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezzar, wird gesagt: Die Herrschaft ist von dir gewichen. Und aus der Menschheit wird man dich ausstoßen. Du musst bei den Tieren des Feldes leben und Grünzeug wie den Stieren werden sie dir geben und sieben Zeiten werden über dich dahingehen, bis du erkennst, dass der Höchste über die Herrschaft bei den Menschen gebietet und sie verleiht, wem er will. Noch in derselben Stunde wurde das Wort an Nebukadnezzar erfüllt: Aus der Gemeinschaft der Menschen wurde er ausgestoßen und Grünzeug wie Stiere fraß er und vom Tau des Himmels wurde sein Leib benetzt, bis seine Haare so lang wie Adlerfedern waren und seine Nägel wie Vogelkrallen. (Dan 4, 26-30)

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Wir können, wie gesagt, beim sechsten Tag stehenbleiben, aber wir können auch in den Bund mit Gott eintreten. Wenn wir Gottes Einladung annehmen, werden wir ein Teil seiner Familie. Das ist die Bedeutung von ‚in den siebten Tag eintreten‘. Mit dieser Einwilligung müssen wir dann jedoch auch nach den Regeln seiner Familie leben wollen.

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Die oben dargelegte Bedeutung des siebten Tages mag zunächst merkwürdig erscheinen, aber sie ist sehr wichtig. Wie schon gesagt, findet sich in der ganzen Bibel die Vorstellung unserer Bundesbeziehung mit Gott, die mit einer Ehe verglichen wird. Dies verleiht der Geschichte insgesamt Geschlossenheit und Struktur. In einer künftigen Einheit werden wir das biblische Konzept des Bundes studieren.

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Wir haben nun genügend Anhaltspunkte, um die Frage zu beantworten, warum Gott Adam verbot, von dem Baum in der Mitte des Gartens zu essen. Gott erschuf Adam und Eva aus Liebe und lud sie ein, mit ihm ​einen Bund einzugehen, damit sie Teil seiner Familie würden. Er machte ihnen das Geschenk der Freiheit, damit sie sein Angebot ohne Zwang annehmen und seine Liebe erwidern könnten. Liebe muss sich jedoch bewähren. Adam und Eva sollten ihre Liebe zu Gott unter Beweis stellen, indem sie diesem einfachen Gebot (vgl. Gen 2, 16-17) gehorchten. Leider versagten sie, zerstörten damit ihre Gemeinschaft mit Gott und starben deshalb einen geistigen Tod.

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Die Erschaffung der Frau

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Kommen wir zurück zu unserer Erzählung in Kapitel 2! Weil Gott sah, dass Adam einsam war, erschuf er die Tiere und übergab Adam die Aufgabe, diese zu benennen. Daraus leitet sich Adams höhere Stellung gegenüber den Tieren ab. Dennoch blieb Adam einsam, weil keines der Tiere als gleichwertiger Partner zu ihm passte. Daraufhin versetzte Gott ihn in einen Schlaf und bildete Eva aus seiner Rippe.

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Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein / und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; / denn vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch. Beide, der Mensch und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander. (Gen 2, 23-25)

 

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Der Schauplatz

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Jede Geschichte hat einen Schauplatz, weil die Handlung irgendwo stattfinden muss. Der jeweilige Schauplatz ist wichtig, da er besondere Stimmungen hervorruft, Zusammenhänge herstellt und das Erzählte untermalt. Der anfängliche Schauplatz in der Bibel ist eine paradiesische Welt, ein Garten mit wunderschönen Bäumen voller Früchte. Wir erfahren, dass am Anfang alles gut war.

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Aber Schauplätze sind mehr als nur ein physischer Standort. Gesunde Beziehungen können ebenfalls Teil eines Schauplatzes sein. So lesen wir: Beide, der Mensch und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander (Gen 2, 25). Sie lebten miteinander in guter gegenseitiger Beziehung. Vor allem aber lebten sie in einer heilen Gemeinschaft mit Gott. Aus Liebe hatte er sie erschaffen und sie eingeladen, in einen Bund mit ihm zu treten, damit sie zu seiner Familie gehörten. Leider wird sich dieses Szenarium drastisch ändern, wie wir in der nächsten Lerneinheit sehen werden.

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Aufgaben

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  • Lesen Sie Genesis Kapitel 1 und 2!

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  • Erläutern Sie mit eigenen Worten die Unterschiede zwischen den beiden Schöpfungsberichten!

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  • Warum hat Gott uns erschaffen?

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