Lektion 4
Was bedeutet Typologie?

(Gerolamo di Romano, genannt Romanino, "Abstieg Christi in die Vorhölle" - Detail, wie Christus Adam hilft, aufzustehen)
Übersicht
Eine andere Art und Weise, wie die jüdischen Schriften auf Jesus hinweisen, ist durch Typoi (Typos im Singular). Typoi sind Realitäten, die mittels Analogien auf zukünftige geistige Realitäten verweisen oder diese ankündigen. Als solche fungieren sie wie Prophezeiungen. Sie werden aber nicht durch Worte, sondern durch Menschen, Ereignisse und Gegenstände in der Geschichte Israels gebildet. Antitypoi wiederum sind die erfüllte Realität, auf die die Typoi hingewiesen hatten. Die meisten Typoi im Alten Testament sind Vorausdeutungen auf oder Vorausbilder von Jesus. So ist er zum Beispiel der neue Adam. Aber einige Typoi weisen auf andere Realitäten im Neuen Testament hin, wie Maria, die Kirche, die Sakramente oder den Himmel.
Gott verwendete Typoi, um uns geistige Wahrheiten zu lehren, die für uns unverständlich, weil zu abstrakt, wären, wenn er sie einfach direkt benannt hätte. Damit hat er sich unserer menschlichen Art und Weise zu lernen angepasst. So wie Kinder abstrakte Konzepte durch die Erfahrung konkreter Realitäten lernen – deshalb lernen sie Zählen unter Zuhilfenahme ihrer Finger – lehrt Gott uns geistliche Wahrheiten wie Gnade, Sünde, Hölle, Himmel, Freiheit und Erlösung anhand der konkreten Gegebenheiten in der Geschichte Israels, indem er letztere als Allegorien oder Schatten verwendet. Anstatt beispielsweise über das Wesen der Sünde zu predigen, schickte er die Israeliten ins Exil. Dadurch lernten sie, dass eine der Folgen der Sünde die Entfremdung von Gott ist.
Wir dürfen die Bibel auf diese Art und Weise lesen, weil es in den Evangelien mehrere Stellen gibt, die zeigen, dass Jesus ebenso verfahren ist und auch seine Jünger gelehrt hat, die Bibel typologisch zu lesen.
Lernziele
Sie werden diese Lektion erfolgreich abgeschlossen haben, wenn Sie
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die folgenden theologischen Begriffe erklären können: Typos, Antitypos, Typologie;
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erklären können, warum wir die Bibel typologisch auslegen;
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die typologische Beziehung zwischen Adam und Jesus erklären können;
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erklären können, warum Gott Typoi verwendet, um uns abstrakte geistige Konzepte beizubringen, anstatt diese auf eine direkte Weise in der Bibel darzulegen;
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wie Jesus seine Jünger lehrte, die Schriften typologisch zu lesen;
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acht Typoi benennen können, die explizit im Neuen Testament angeführt werden.
Was sind Typoi?
Eine weitere Art und Weise wie jüdische Schriften auf Jesus verweisen, sind Typoi. Im Alten Testament wird die Geschichte Israels erzählt. Es beschreibt die wichtigsten Ereignisse, Menschen und Gegenstände in seiner Geschichte. Wir können diese Beschreibung als den wörtlichen Sinn des Textes bezeichnen, da die Verfasser die Absicht hatten, genau diese Dinge aufzuschreiben. Diese Ereignisse, Menschen und Gegenstände sind an sich schon wichtig, weil sie Teil von Gottes Plan für Israel sind. Aber Gott ist ebenfalls der Autor der Bibel, und so gab er ihnen noch eine tiefere, geistige Bedeutung. Er ließ sie auf zukünftige geistige Realitäten im Neuen Testament verweisen. Deshalb nennen wir sie Typoi.
Typoi sind Realitäten, die mittels Analogie auf zukünftige geistige Realitäten verweisen oder sie vorausdeuten. Als solche fungieren sie wie Prophezeiungen, werden aber durch Menschen, Ereignisse oder Gegenstände aus der Geschichte Israels gebildet, anstatt nur durch Worte. Wir können sie eher als greifbare anstatt als mündliche oder schriftliche Prophezeiungen betrachten. Der theologische Begriff stammt von dem griechischen Wort typos, das „Bild“, „Gestalt“, „Abbild“ oder „Vorbild“ im Sinne von „Muster“ bedeutet. Der Begriff ist biblisch. Er findet sich in den Schriften des Apostels Paulus.
... wie Adam, der ein Urbild [Typos] des Kommenden ist. (Röm 5, 14)
Die Kirchenväter sprachen ebenfalls von Typoi, so Justin, der Märtyrer:
Manchmal bewirkte der Heilige Gest die sichtbare Erscheinung von etwas, das ein Bild [Typos] der Zukunft war. (Justin Martyr, Dialogue with Tryphos 114.1)
Der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt dazu:
Schon zur Zeit der Apostel und sodann in ihrer ganzen Überlieferung wurde die Einheit des göttlichen Plans in den beiden Testamenten von der Kirche durch die Typologie verdeutlicht. Diese findet in den Werken Gottes im Alten Bund „Vorformen“ [Typologien] dessen, was Gott dann in der Fülle der Zeit in der Person seines menschgewordenenen Wortes vollbracht hat. (KKK 128)
In der Theologie nennt man das Studium der biblischen Typoi Typologie. Exegeten identifizieren die zukünftigen Realitäten, Antitypoi genannt, auf die die Typoi vorausdeutend hinweisen, durch die auffallenden Entsprechungen oder Ähnlichkeiten mit diesen. So bildet Adam Jesus vorausdeutend ab. Adam ist der Typos und Jesus der Antitypos.
Aber so wie Jesus zwar Ähnlichkeit mit Adam hat, gleichzeitig aber viel größer ist als jener, so sind die Antitypoi mehr als nur die Wiederkehr oder Wiederholung der auf sie verweisenden Typoi. Sie sind die erfüllte Realität dessen, auf was die Typoi verwiesen hatten. Deshalb sind die Antitypoi immer größer als die auf sie verweisenden Typoi. So wie reale Gegenstände mehr sind als die Schatten, die sie werfen. Diese fundamentale Erkenntnis muss immer im Blick behalten werden. Deshalb müssen wir auf die Ähnlichkeiten und Unterschiede achten.
Die meisten Typoi des Alten Testaments bilden vorausdeutend Jesus ab. Aber es gibt auch solche, die auf andere Realitäten im Neuen Testament verweisen, wie Maria, die Kirche, die Sakramente oder der Himmel. Wir können die christologischen Typoi in verschiedene Kategorien einteilen:
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Menschen im Alten Testament,
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Ereignisse in Israels Geschichte,
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Gegenstände, die die Israeliten verwendet haben,
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antike Opfer, die sie zelebriert, oder Feste, die sie gefeiert haben.
In den folgenden Lektionen werden wir einige der wichtigeren Typoi, die Jesus vorausdeutend abbilden, näher betrachten. Sie werden uns helfen, besser zu verstehen, wer Jesus ist und was er für uns getan hat. Im Moment jedoch werden wir uns nur mit einem Typos beschäftigen – mit Adam –, um an ihm zu zeigen, wie Typologie vorgeht, und warum sie so wichtig für unseren christlichen Glauben ist.
Jesus, der neue Adam
Paulus geht mehrmals auf die Beziehung zwischen Adam und Jesus ein:
So steht es auch in der Schrift: Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendig machender Geist. Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. Der erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel. (1 Kor 15, 45-47)
... dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten wie Adam, der ein Urbild des Kommenden ist. Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteilgeworden.
(Röm 5, 14-15)
Achten Sie auf die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden. Adam wurde von Gott eingesetzt als Vater des ganzen Menschengeschlechts. Wenn er nicht gesündigt und gegen Gott aufbegehrt hätte, so wäre er im Stand der ursprünglichen Gerechtigkeit geblieben und hätte das Leben für sich und seine Nachkommen bewahrt. In diesem Fall wäre er nicht nur unser natürlicher Vater, sondern auch unser geistiger Vater geworden.
Leider ist es anders gekommen. Paulus erklärt nun, wie Jesus Adams Platz eingenommen hat und so unser geistiger Vater und das Haupt der wiederhergestellten Menschheit wurde. So wie der Ungehorsam des ersten Adam zu unserer Verdammnis führte und unseren Tod zur Folge hatte, so erwirkte der Gehorsam Jesu unsere Rechtfertigung und brachte uns neues Leben.
Denn ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht diejenigen, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteilwurde, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung, die Leben schenkt. Denn wir durch den Ungehoersam des einen Menschen, die vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden. (Röm 5, 17-19)
Viele der frühen Kirchenväter sannen über diese typologische Beziehung nach. Im Folgenden nur ein Beispiel aus einer Predigt des Petrus Chrysologus:
Der heilige Apostel hat uns gesagt, dass das Menschengeschlecht von zwei Menschen abstammt, Adam und Christus; zwei Menschen, die an ihrem Körper gleich, aber an ihren Verdiensten ungleich sind, die sich in ihrer körperlichen Struktur völlig gleichen, aber im Ursprung ihres Wesens völlig verschieden sind. Der erste Mensch, Adam, sagt er, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem Leben spendenden Geist.
Der erste Adam wurde vom letzten Adam erschaffen, von dem er auch seine Seele erhielt, um ihm Leben zu geben. Der letzte Adam wurde durch sein eigenes Handeln geformt; er musste nicht darauf warten, dass ihm jemand anderes das Leben gab, sondern er war der Einzige, der allen das Leben geben konnte. Der erste Adam wurde aus wertlosem Lehm geformt, der zweite Adam kam aus dem kostbaren Schoß der Jungfrau hervor. Beim ersten Adam wurde die Erde in Fleisch verwandelt, beim zweiten Adam wurde das Fleisch zu Gott erhoben.
Was muss noch gesagt werden? Der zweite Adam hat dem ersten Adam bei seiner Erschaffung sein Abbild aufgedrückt. Deshalb nahm er die Rolle und den Namen des ersten Adam an, um nichts von dem zu verlieren, was er nach seinem eigenen Bilde geschaffen hatte. Der erste Adam, der letzte Adam; der erste hatte einen Anfang, der letzte kennt kein Ende. Der letzte Adam ist in der Tat der erste, wie er selbst sagt: Ich bin der Erste und der Letzte. (Peter Chrysologus, Sermon 117)
Warum werden Typoi verwendet?
Die Kirchenväter haben über die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Adam und Jesus nachgedacht, um deren logische Konsequenzen zu entschlüsseln, und sind so zu einem umfassenderen Verständnis der Person und der Sendung Jesu gelangt. Die Wahrheiten über Jesus, die sie durch den Gebrauch der Typologie entdeckten, sind auch Teil der Offenbarung Gottes an uns. Bevor wir uns mit anderen wichtigen christologischen Typoi befassen, ist es sinnvoll, einen Moment darüber nachzudenken, warum Gott auf diese Weise mit uns kommuniziert. Warum benutzt er die Typologie, um uns etwas über seinen Sohn zu lehren? Wäre es nicht besser, wenn er uns alles, was wir wissen müssen, einfach klar und deutlich in der Bibel darlegen würde?
Die Kirchenväter erklären, dass dies Teil der göttlichen Pädagogik war. Gott passte sich an unsere Fähigkeiten und Bedürfnisse an, wie es alle guten Lehrer tun. Dazu schreibt Irenäus von Lyon:
[Gott] hat für das Volk ein Gesetz erlassen, das den Bau der Stiftshütte und des Tempels, die Auswahl der Leviten, die Opfer, die Gaben, die Reinigungsriten und alles andere, was zum Gottesdienst gehört, regelt.
Er selbst brauchte nichts von alledem. ... Dennoch versuchte er, sein Volk zu lehren. ... Er rief sie immer wieder zu dem, was grundlegend war, durch das, was zweitrangig war, d. h. durch Vorausdeutungen der Wirklichkeit: durch die Dinge der Zeit zu den Dingen der Ewigkeit, durch die Dinge des Fleisches zu den Dingen des Geistes, durch die irdischen Dinge zu den himmlischen Dingen ...
Durch Vorausdeutungen der Zukunft lernten sie Ehrfurcht vor Gott und Beharrlichkeit im Dienst für ihn. Das Gesetz war also eine Schule der Unterweisung für sie und eine Prophezeiung dessen, was kommen sollte. (Irenaeus of Lyon, Against Heresies 4.14.3–4.15.1)
Was sind unsere spezifischen Bedürfnisse, an die Gott sich angepasst hat? Während er reiner Geist ist, sind wir materielle Wesen, die aus Körper und Seele bestehen. Unser Wissen über die Welt gewinnen wir durch unsere fünf körperlichen Sinne. Daher fällt es uns schwer, Dinge zu erfassen und zu verstehen, die wir nicht mit diesen Sinnen wahrnehmen können. Um dieses Hindernis zu überwinden, benutzte Gott die Realitäten in der Geschichte Israels, um uns geistige Wahrheiten zu lehren.

(Foto: Yan Krukov auf Pexels)
Wir gehen genauso vor, wenn wir unsere Kinder unterrichten, denn sie entwickeln abstrakte Konzepte mit Hilfe konkreter Dinge. So lernen sie zu zählen mit Hilfe ihrer Finger. Lehrer erklären neue Ideen mittels Vorstellungen, die die Schüler bereits kennen. Diese Methode ist besonders hilfreich in Fächern wie Chemie, Physik oder Biologie. So erklären Lehrer die Funktionsweise des Auges, indem sie dieses mit einer Kamera vergleichen. Ich selber bin in diesem Kurs genauso vorgegangen. So habe ich in der Lerneinheit „Das Zeitalter der Schatten” die biblischen Schatten erklärt, indem ich sie mit natürlichen Schatten verglichen habe.

(Bild: Jernej Furman auf Flickr)
Wir benutzen ebenfalls Bilder und Allegorien, wenn wir abstrakte Konzepte vermitteln wollen. So wird die Idee der Gerechtigkeit als eine Frau mit verbundenen Augen dargestellt, die in der einen Hand eine Waage und in der anderen Hand ein Schwert hält. Die verbundenen Augen symbolisieren die Unparteilichkeit: Die Gerechtigkeit sollte blind gegenüber Wohlstand, Macht oder Stand eines Menschen sein. Die Waage soll zeigen, dass die Gerechtigkeit die Argumente für oder gegen eine Sache abwägen muss. Und zu guter Letzt steht das Schwert für Authorität und vermittelt den Gedanken, dass die Gerechtigkeit schnell und rechtskräftig praktiziert werden sollte.
Die Bibel ist nicht nur ein Lehrbuch, das geistliche Konzepte wie Gnade, Sünde, Hölle, Himmel, Freiheit oder Erlösung erklärt. Das wäre für uns zu abstrakt gewesen, so als würde man einem Kleinkind das Einmaleins beibringen. Stattdessen benutzte Gott die konkreten Realitäten der Geschichte Israels als Allegorien oder Schattenbilder. Anstatt beispielsweise über das Wesen der Sünde zu predigen, schickte er die Israeliten ins Exil. Dadurch lernten sie, dass eine der Folgen der Sünde die Entfremdung von Gott ist. Die Israeliten verbrachten auch Hunderte von Jahren als Sklaven in Ägypten. Dies lehrte sie, dass wir durch die Sünde zu Sklaven unserer ungeordneten Begierden werden. Gottes Vorschrift über die Behandlung von Leprakranken ist ein weiteres Beispiel dafür. Durch sie sagt er uns, dass Sünde wie Lepra ist: Sie lässt unsere Seele geistig „verfaulen“, so wie der Körper eines Aussätzigen körperlich verfault.

(Jesus heilt den Gelähmten am Teich Bethesda, Ausgeschnittenes Foto von Nick Thompson auf Flickr)
Jesus lehrte auf die gleiche Weise.
Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – sagte er zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause! (Mk 2, 10-11)
Dass der Gelähmte aufstand und seine Liege mitnahm, war ein sichtbares Zeichen für eine unsichtbare Realität: Seine Sünden waren ihm vergeben worden. Ist dies eine zulässige Art und Weise, die Bibel zu lesen? Ja, denn so hat Jesus selbst sie gelesen. Er legte die Heilige Schrift typologisch aus. So sagt er zu Nikodemus:
Und wie Mose die schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm ewiges Leben hat. (Joh 3, 14-15)
Er bezieht sich hier auf eine Episode während des Exodus, von der in Numeri 21, 4-9 berichtet wird. Als die Israeliten gegen Gott sündigten, schickte er ihnen zur Strafe Feuerschlangen. Nachdem das Volk Buße getan hatte, ließ Gott Mose eine Feuerschlange aus Kupfer machen und sie an eine Stange hängen. „Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.“ Was hat das zu bedeuten? Die körperliche Heilung, die die Kupferschlange bewirkte, ist ein Zeichen für die geistige Erlösung, die Jesus für uns erwirkt hat. So wie die Menschen körperlich starben, als sie gebissen wurden, so sterben auch wir geistig, wenn wir eine Todsünde begehen. Aber so wie sie gerettet wurden, indem sie auf die kupferne Schlange schauten, die an einem Pfahl hing, so werden auch wir gerettet, wenn wir uns an Jesus wenden, der ebenfalls an einem Pfahl hing. Es wird nicht gesagt, wie die kupferne Schlange angebracht war, aber wenn sie waagerecht angebracht war, könnte sie sogar wie ein Kreuz ausgesehen haben.
Die Rede vom „Brot des Lebens“ ist ein weiteres typologisches Beispiel. Die Menschen baten Jesus, ihnen Brot zu geben, so wie es Mose während des Exodus getan hatte. Er antwortete:
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mit kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durrst haben. (Joh 6, 32-35)
Das Manna, das die Israeliten vierzig Jahre lang auf ihrer Reise durch die Wüste ernährte, ist eine Vorausdeutung für die geistige Nahrung, die Jesus uns auf unserer Reise in den Himmel gibt. Er speist uns mit seinem Leib und Blut – dem wahren Brot des Himmels.

(Bild: Lex McKee auf Flickr)
Jesus lehrte uns auch, dass er der Schlüssel zum Verständnis des Alten Testaments ist. Dies geschah, als er die Jünger auf dem Weg nach Emmaus begleitete.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in den Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tode verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. ... Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Prropheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? (Lk 24, 17-26)
Diese beiden Jünger hatten geglaubt, dass Jesus der Erlöser Israels sei, aber sie verloren ihren Glauben, nachdem er gekreuzigt worden war. Jesus erklärt ihnen, dass die Heilige Schrift vorausgesagt hatte, dass er diese Dinge erleiden müsse: „Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und den Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.“ (Lk 24, 27). Etwas Ähnliches geschah wenige Stunden später, als er den Aposteln im Obergemach in Jerusalem erschien.
Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war. Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. (Lk 24, 44)
Paulus legte das Alte Testament auf die gleiche Weise aus. In 1 Kor 10, 1-6 vergleicht er den Durchzug durch das Rote Meer mit der Taufe:
Ihr sollt wissen, Brüder und Schwestern, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren, alle durch das Meer zogen und alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und im Meer. Alle aßen auch die gleiche geistgeschenkte Speise und tranken den gleichen geistgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem geistgeschenkten Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus. Gott aber hatte an den meisten von ihnen keinen Gefallen; denn er ließ sie in der Wüste umkommen. Das aber geschah als warnendes Beispiel [Typos] für uns; damit wir uns nicht von der Gier des Bösen beherrschen lassen, wie jene sich von der Gier beherrschen ließen.
Im Folgenden werden weitere Beispiele für Typoi aufgelistet, die explizit im Neuen Testament genannt werden:
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Das Zeichen des Jona (Mt 12, 40-41)
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König Salomo (Mt 12, 42)
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Das Paschafest (1 Kor 5, 6-8)
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Die Allegorie der beiden Bundesschlüsse (Gal 4, 21-31)
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Adam (Röm 5, 14)
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Die Auferstehung Christi (1 Kor 15)
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Die gottesdienstlichen Vorschriften Israels (Heb 8-10)
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Die Sintflut (1 Pt 3, 21)
Aufgrund dieser Beispiele durchforsteten die ersten Christen die Heilige Schrift auf der Suche nach weiteren Typoi, und sie fanden viele. Was wir über Jesus glauben, können wir in der Bibel finden, wenn wir auf seine Schatten – die Prophezeiungen und Typoi – im Alten Testament achten. Wir haben bereits einige der Prophezeiungen betrachtet, die von Jesus sprechen. In den folgenden Lektionen werden wir uns mit einigen der wichtigsten Typoi beschäftigen.
Aufgaben
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Erklären Sie die folgenden theologischen Begriffe: Typos, Antitypos, Typologie!
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Erklären Sie, warum wir die Bibel typologisch auslegen!
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Beschreiben Sie die typologische Beziehung zwischen Adam und Jesus!
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Erklären Sie, warum Gott uns abstrakte geistige Konzepte mit Hilfe von Typoi lehrt, anstatt sie auf eine direkte Weise in der Bibel darzulegen!
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Zeigen Sie, wie Jesus die Jünger lehrt, die Schriften typologisch auszulegen!
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Nennen Sie acht Typoi, die im Neuen Testament vorkommen.